Lymphödem Arten und deren Behandlung

In meiner Praxis behandle ich meine Patienten entsprechend ihrer Diagnosen und Bedürfnisse. Die häufigsten Diagnosen sind:

  • Sekundäres Armlymphödem nach Brustkrebsoperation
  • Sekundäres Beinlymphödem nach Unterleibskrebs Operation
  • Primäres Lymphödem
  • Phlebo-Lymphödem
  • Kopflymphödem
  • Lipödem
  • Posttraumatisches Lymphödem

In der Fachliteratur ist nachzulesen, dass bei ca. jeder dritten bis fünften Frau nach einer Brustkrebsoperation mit Nachbestrahlung in den ersten 3 Jahren postoperativ ein Armlymphödem entsteht. Bei Beinlymphödemen nach Unterleibsoperationen sind ähnliche Zahlen bekannt.

Eine frühzeitige, intensive Behandlung der Ödeme, sowie Prävention und Vorsorge sind das zentralen Ziel meiner Arbeit. Daher ist mir die ganzheitliche Betreuung nach Dr. Vodder ein besonderes Anliegen.

1. Das sekundäre Armlymphödem (z. B. nach Brustkrebsoperation)

Brustkrebserkrankungen haben häufig die notwendige Entfernung von Lymphknoten zur Folge. Dadurch können sich in der Folgezeit Lymphabfluss-Schwierigkeiten entwickeln. Ein Lymphödem entsteht. Auch Bestrahlungstherapien wirken sich negativ auf das Lymphgefäßsystem und dessen Leistungsfähigkeit aus. Bei der Entfernung der Achsellymphknoten kann das Lymphödem den Arm, den gleichseitigen Brustkorb und/oder die Brust betreffen.

In den westlichen Ländern ist die häufigste Ursache für ein sekundäres Lymphödem eine Krebsoperation mit Entfernung und/oder Bestrahlung der Lymphknoten. Die Schwächung des Lymphgefäßsystems bleibt ein Leben lang erhalten. Bei ca. 30% aller operierten Frauen und Männer entwickelt sich im Laufe des Lebens ein sogenanntes Lymphödem.

Durch richtige Verhaltensweise kann man das Risiko für das Entstehen eines Lymphödems verringern. Fest steht jedoch: Ist das Lymphödem einmal entstanden, erfordert es eine lebenslange Therapie. Das bedeutet, dass die oberste Priorität die Verhinderung eines Lymphödems ist.

Hinweise für das Entstehen eines Arm Lymphödems können sein:

  • Schwere des Armes
  • Ziehender Schmerz, meist am Oberarm
  • Schwellneigung, die sich evtl. über Nacht zurückbildet
  • Leichtere Ermüdung des Armes

Sollten dieser oder ähnliche Beschwerden bei Ihnen auftreten, so wenden Sie sich umgehend an Ihren Arzt, damit dieser ggf. eine notwendige Therapie einleiten kann. Ohne Behandlung ist das Lymphödem eine meist fortschreitende Erkrankung, die monströse Ausmaße annehmen kann (Elephantiasis).

2. Das Sekundäres Beinlymphödem nach Unterleibskrebs Operationen

Unterleibskrebs Erkrankungen haben häufig die notwendige Entfernung von Lymphknoten zur Folge. Dadurch wird das Lymphgefäßsystem dauerhaft geschädigt, weshalb Flüssigkeiten und andere Substanzen nicht mehr oder nur unzureichend abtransportiert werden können. Auch Bestrahlungstherapien wirken sich negativ auf das Lymphgefäßsystem und dessen Leistungsfähigkeit aus. 

Wegen diesem Missverhältniss zwischen Belastung und Belastbarkeit des Lymphgefäßsystems kann sich ein sogenanntes sekundäres Beinlymphödem ausbilden. Sehr selten kann das Lymphödem auch den Unterbauch oder das Genital betreffen. In den westlichen Ländern ist die häufigste Ursache für ein sekundäres Lymphödem eine Krebsoperation mit Entfernung und/oder Bestrahlung der Lymphknoten.

Um eine Ödementstehung zu vermeiden, ist eine ödementsprechende Verhaltensweise der Betroffenen nötig. Dadurch kann die Entstehung eines Lymphödems deutlich verringert werden. Ist das Lymphödem einmal entstanden, erfordert es eine lebenslange Therapie. Das Ausmaß der Therapie hängt vom Verlauf der Erkrankung ab. Ohne Behandlung ist das Lymphödem eine meist fortschreitende Erkrankung, die enorme Ausmaße annehmen kann (Elephantiasis).

3. Das primäre Lymphödem

Das primäre Lymphödem ist eine angeborene Schwäche des Lymphgefäßsystems. Das Lymphgefäßsystem verfügt über beachtliche Reserven, weshalb es oft Jahre dauert, bis sich die Schwäche bemerkbar macht.

So reicht beispielsweise bereits ein Sonnenbrand aus, um das System zu überlasten und im wahrsten Sinne des Wortes „das Fass zum Überlaufen zu bringen“. Als Folge entwickelt sich ein Lymphödem. Ein primäres Lymphödem beginnt meist distal, also an den Zehen, seltener auch an den Händen. Es kann sich aber auch an jedem anderen Körperbereich entwickeln. Neben den für Lymphödeme typischen Schwellungen treten im weiteren Verlauf Hautveränderungen auf.

Hautveränderungen beim Lymphödem

Die Haut der betroffenen Körperpartien zeigt ohne adäquate Behandlung im weiteren Krankheitsverlauf lymphödemspezifische Veränderungen auf. Im Anfangsstadium findet sich oft eine Verdickung der Haut an der 2. und 3. Zehe. Man spricht vom positiven Stemmerzeichen. Später finden sich aber auch:

  • warzenartige Wucherungen (Papillomatose)
  • verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose)
  • Lymphbläschen
  • Fisteln (Verbindung zwischen Körperhöhlen, oft nach außen)

Diese Hautveränderungen nehmen ohne Behandlung an Schwere und Ausprägung zu. Die Behandlung des Lymphödems muss deshalb so früh wie möglich erfolgen, damit diese Veränderungen gar nicht erst auftreten. Eine zu späte Therapie kann zur Folge haben, dass die Hautveränderungen nicht mehr zur Gänze rückgängig gemacht werden können. Das primäre Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, die derzeit nicht geheilt, aber sehr gut therapiert werden kann.

Ich behandle meine Patienten mit der „Manuellen Lymphdrainage nach Dr. Vodder“, Kompressionsbandagen und mit ödem-gymnastischen Übungen. Die Intensität der Behandlung wird von ihrem Arzt individuell festgelegt, da jeder Verlauf einzigartig ist. Ein ödem-entsprechendes Verhalten des Patienten kann sowohl die Entstehung wie auch den Schweregrad des Ödems positiv beeinflussen.

4. Das Phlebo-Lymphödem

Venen dienen dem Rücktransport des Blutes zum Herzen. Sie befördern also das Blut bergauf. Damit der Druck in den Venen nicht zu groß wird, verhindern, vor allem im Beinbereich, alle 0,5 – 1 cm spezielle Klappen in den Venen ein Rückfließen des Blutes. Bei Krampfadern schließen diese Klappen nicht mehr richtig. Der Druck in den Venen, vor allem in den Unterschenkeln, erhöht sich. Es werden jetzt auch Blutzellen ins Gewebe gepresst. Das führt zu einer bräunlichen Verfärbung der Haut. Dies ist ein sichtbarer Hinweis einer behandlungsbedürftigen Venenschwäche.

Ursachen für eine Venenschwäche können sein:

  • Anlagebedingte Varizen (Krampfadern) oder 
  • Thrombosen(Blutgerinnsel im Gefäß), das sog. Postthrombotisches Syndrom

Als Ursache für die Entstehung eines Phlebo-Lymphödems gilt die langfristige Überlastung des Lymphgefäßsystems. Aufgrund des erhöhten Drucks in den Venen wird mehr Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins Gewebe gedrückt (gefiltert). Diesen Überschuss an Gewebeflüssigkeit nennt der Mediziner Ödem.

Der Patient leidet vor allem in der zweiten Tageshälfte an Stauungen und Schwellungen an den Beinen. Durch Hochlagern (Schlaf) wird der Überschuss an Gewebeflüssigkeit wieder in die Gefäße aufgenommen. Das bedeutet, dass die Beine nach dem Aufstehen am Morgen wieder dünn sind. Bleiben jedoch zusätzlich viele Abfallstoffe im Gewebe zurück – diese müssen von Lymphgefäßen abtransportiert werden – reicht das Hochlagern allein nicht mehr aus. Das Gewebe verhärtet sich und es entsteht ein Phlebo-Lymphödem.

Therapie eines Phlebo-Lymphödems

Bei durch Krampfadern verursachten Beschwerden (schwere Beine, Kribbeln, Krämpfe) und/oder Ödemen ist die Kompression (Venenstrümpfe) die wirkungsvollste Therapieform. Meist reichen Strümpfe bis zum Knie aus. Für eine optimale Wirkung ist das konsequente Tragen der Strümpfe Voraussetzung, besonders bei Wärme (im Sommer) darf darauf nicht verzichtet werden, da durch die Hitze noch mehr Flüssigkeit ins Gewebe filtriert(gepresst) wird. Ich empfehle, zur Kühlung ein trockenes Handtuch in den Tiefkühlschrank zu geben (ca. ½ h) und es dann auf die Beine zu legen. Es werden auch spezielle Kühlcremes von unterschiedlichen Herstellern angeboten. Zur Kräftigung des Gewebes sind klassische Kneipp Anwendungen hilfreich. 

Sobald das Gewebe chronisch verhärtet ist, liegt auch eine Schädigung des Lymphabflusses vor. Wenn die Schwellung über Nacht nicht vollständig zurückweicht und das sogenannte Stemmerzeichen positiv ist, liegt auch eine Schädigung des Lymphabflusses vor. Man spricht dann von einem Phlebo-Lymphödem.

Hier ist die kombinierte physikalische Entstauungstherapie, also die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder in Kombination mit Bewegungstherapie, spezieller Ernährung sowie Hautpflege, die effektivste Therapie. Auch beim Phlebo-Lymphödem gelten die entsprechenden Verhaltensregeln.

5. Das Kopflymphödem

Entstehung

Ein Kopflymphödem entsteht meist als Folge einer Krebsoperation im Hals- bzw. Gesichtsbereich. Sehr oft werden bei der Operation eines Kehlkopf-, Zungen- oder Schilddrüsenkrebses Lymphknoten entfernt und bestrahlt. Beides hat eine eingeschränkte Funktion des Lymphgefäßsystems zur Folge. Es kann ein Lymphödem entstehen, das sich in einer Schwellung der Wange oder unterhalb des Unterkiefers darstellt.

Behandlung ohne Schema

Beim sekundären Arm- und Beinlymphödem gibt es weltweit die gleichen Behandlungsabläufe, die auch in diversen Lymphdrainage Schulen unterrichtet werden. Beim Kopflymphödem jedoch hängt alles von der Schnittführung des Operateurs, der Anzahl der entnommenen Lymphknoten sowie der Häufigkeit und Intensität der Bestrahlungen ab. Des Weiteren ist für den Therapieerfolg erheblich, ob ein- oder beidseitig operiert bzw. bestrahlt wurde.

Symptome des Kopflymphödems

Die Betroffenen klagen häufig über Schluck- und Sprechstörungen. Auch Mundtrockenheit ist ein Problem, wenn die Speicheldrüsen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Leidensdruck ist enorm, da das Gesicht im Gegensatz zu Arm oder Bein nicht „versteckt“ werden kann.

Behandlung

Die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder wird auch beim Kopflymphödem seit vielen Jahren erfolgreich angewendet. Dabei wird die Patientin bzw. der Patient mit einem Ödem des Kopfes nicht bandagiert. Die Anwendung von Kinesotape kann die Bandage im Gesichtsbereich ausgezeichnet ersetzen.

6. Das Lipödem

Pathologische Vermehrung von Fettgewebszellen

Das Lipödem ist eine chronische Funktions- und Verteilungsstörung des unter der Haut liegenden Fettgewebes an den Extremitäten, bevorzugt an den Beinen. Die pathologische (krankhafte) Vermehrung von Fettgewebszellen betrifft fast ausschließlich Frauen. Das Lipödem entsteht nach der Pubertät, nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Die krankhafte Veränderung der Fettzellen entsteht vermutlich durch eine genetische Prädisposition, aber auch hormonelle Veränderungen sowie Gewichtszunahme werden als Auslöser vermutet.

Die Funktionsstörung geht mit einer erhöhten Gefäßdurchlässigkeit sowie Gefäßbrüchigkeit einher. Dadurch entstehen im Tagesverlauf stärkere Ödeme sowie Blutergüsse durch kleinste Verletzungen. Die Entstehung der starken Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit im Ödemgebiet ist noch nicht restlos aufgeklärt. Ein Zusammenhang mit dem Ödem ist aber eindeutig, da eine Entödematisierung (Entstauung) den Schmerz deutlich verringert. 

Typen des Lipödems

Die Verteilungsstörung zeigt sich am Missverhältnis von Stammfett zu Extremitäten-Fett. Der Stamm (Oberkörper) ist unverhältnismäßig schmal. Die Form der Fettverteilung, die bis zu den Knien reicht, nennt man auch Reithose. Reicht die Fettverteilung bis zu den Knöcheln, spricht man von einer Pumphose. Füße und Hände sind bei einem reinen Lipödem immer frei und wirken dadurch sehr zierlich.

Klinischer Verlauf

Besteht ein Lipödem über Jahre, kann sich durch das bestehende Ödem eine Überlastung und letztendlich eine Schädigung des Lymphgefäßsystems entwickeln. Dann entsteht aus dem Lipödem ein Lipo-Lymphödem. Klinisch wird das ehemals extrem weiche Gewebe jetzt zunehmend hart. Zusätzlich können alle Komplikationen eines Lymphödems auftreten.

Therapie des Lipödems

Grundsätzlich ist die Therapie des Lipödems als konservativ zu bezeichnen. Am effektivsten wirken die im Wittlinger Therapiezentrum entwickelte konsequente Lymphdrainage nach Dr. Vodder, spezielle Hautpflege (Celuvase) sowie das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Diese Kombination verringert die Schmerzsituation deutlich und der Zustand kann stabil gehalten werden.

Leider kann eine Diät das bestehende Erscheinungsbild nicht beeinflussen, da es sich wie bereits eingangs erwähnt, um eine krankhafte Vermehrung von Fettzellen handelt. Normalerweise lagert ein Mensch, wenn er zu viele Kalorien zu sich nimmt, das überschüssige Fett gleichmäßig am Körper ein. Nimmt er wieder ab, geschieht das wieder gleichmäßig am ganzen Körper. Allerdings werden bei einer Fettverteilungsstörung wie dem Lipödem  ca. 80 % der überschüssigen Kalorien im betroffenen Gebiet gespeichert. Beim Abnehmen hingegen werden 80 % des Fettes im nicht betroffenen Gebiet reduziert. Dadurch wird häufig die schon bestehende Unproportionalität weiter verstärkt.

Ist der Leidensdruck zu hoch, kann auch eine vom Facharzt durchgeführte Fettabsaugung (meist in mehreren Operationen) kosmetischen Erfolg bringen. Abschließend möchte ich Prof. Weissleder zitieren, der in einem seiner Bücher meint: “ … Lipödem bedeutet nicht Übergewicht. Aber: Lipödem und Übergewicht führen zum Lymphödem.“ 

7. Das Posttraumatische Lymphödem

Das posttraumatische Lymphödem entsteht – wie der Name schon sagt – nach einem Trauma(Unfall). Dabei werden die Lymphbahnen so stark verletzt bzw. durchtrennt, dass nach Abheilung der Wunden der normale Abtransport nicht mehr in ausreichendem Maße gewährleistet ist.

Typische Verletzungen entstehen nach Unfällen mit Trümmerbrüchen bzw. schweren Muskelverletzungen. Meist wird hierbei auf die Erhaltung des Beines bzw. Armes das Hauptaugenmerk gelegt. In weiterer Folge jedoch bleibt die Schwellung an den Beinen bestehen, ein Lymphödem entsteht. Hat sich ein Lymphödem entwickelt, so gelten die gleichen Verhaltensregeln wie bei einem sekundären oder primären Beinlymphödem.